Armut denken - Armut lenken

Drucke, Handschriften und Objekte erzählen aus der Frühen Neuzeit


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Dietrich, Johann Christian (Verleger), Chodowiecki, Daniel Nikolaus (Zeichner): Das Almosen, aus der Reihe „Oben links: Die Freundschaft", 1793.

Chodowiecki, Daniel N.: Das Almosen, aus der Reihe „Oben links: Die Freundschaft", 1793. © Herzog Anton Ulrich-Museum Braunschweig, Kunstmuseum des Landes Niedersachsen, Foto: Museum (DChodowiecki AB 3.972 / 3.973)

© UB Osnabrück (8514 292 5) | B. Mönkediek.

Blick ins Buch - Erster Teil des Erziehungsromans „Carl von Carlsberg" von C. G. Salzmann, 1783. © BSB; P.o.germ. 1208-170; [3] Bl.; S. 1–392, urn:nbn:de:bvb:12-bsb10117875-8.

Begegnung zwischen Armen und Nicht-Armen

Arme Menschen standen in der Frühen Neuzeit unter dem Verdacht, durch einen unmoralischen Lebenswandel selbst schuld an ihrer Armut zu sein. Sie lebten oft außerhalb der ständischen Gesellschaftsstruktur und gehörten zu den sogenannten unterständischen Schichten. Damit war ihre Ehre – ihr soziales Ansehen – äußerst gering. Mit armen Menschen zu tun zu haben, konnte schnell anrüchig wirken und dem eignen Ruf schaden. Dem gegenüber stand das Ideal der christlichen Nächstenliebe. Armen Menschen gegenüber sollte man barmherzig sein.

Begegnungen mit armen Menschen kommen auch in unserem Alltag vor. Offenbar wohnungslose Menschen bitten in der Fußgängerzone um eine kleine Spende. In dieser Situation gehen einem unterschiedliche Gedanken durch den Kopf: „Soll ich mit ein paar Euro helfen?“ „Aber nicht, dass das für Alkohol oder Drogen ausgegeben wird!“ „Doch besser etwas zu Essen kaufen?“ „Aber in unserem Land muss doch niemand auf der Straße leben?“ „Die Person tut mir echt leid – es ist gerade auch so kalt.“

Wie man mit armen Menschen umgehen soll, ist auch im 18. Jahrhundert diskutiert worden. Der Pfarrer, Pädagoge und Aufklärer Christan Gotthilf Salzmann (1744–1811) hat sich dazu in seinem Briefroman „Carl von Carlsberg oder über das menschliche Elend“ Gedanken gemacht. Sein Titelheld, der junge Adlige Carl von Carlsberg, durchlebt verschiedene Herausforderungen im Leben eines jungen Mannes. Zwischen Liebeskummer und Spielschulden steht ihm als Mentor der Oberst von Brav zur Seite.  

Salzmann lässt arme Menschen in diesem Roman ausführlich zu Wort kommen. Sie erzählen ihre Lebensgeschichten. Immer sind soziale Missstände ein wichtiger Grund für ihre Armut. In diesem Ausstellungsabschnitt werden Sie einen Einblick in diese Geschichten bekommen. Sie werden sehen, wie Salzmann das Leid von armen Menschen für die Leserschaft nachvollziehbar macht. Es wird aber auch deutlich werden, dass Salzmanns Geschichte eine Fiktion ist. Sie soll die gesellschaftlichen Strukturen des späten 18. Jahrhunderts kritisieren. Er möchte Menschen aufklären und zur Besserung dieser sozialen Missstände aufrufen.  Die Darstellung der armen Menschen ist auf dieses Ziel ausgerichtet. Wie über Armut gesprochen wird und welche Bilder von Armut existieren, muss nicht immer der tatsächlichen Situation entsprochen haben.

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