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Pädagogik und Volksaufklärung

Der Erziehungsroman

Was ist die Volksaufklärung?

Bei Christian Gotthilf Salzmanns (1744–1811) Roman „Carl von Carlsberg“ handelt es sich um ein Werk der sogenannten ‚Volksaufklärung‘. In dieser Spielart der Aufklärungsbewegung wurden ab der zweiten Hälfte des 18. bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts breitere, bisher weitestgehend ungebildete Bevölkerungsschichten in den Blick genommen. Als ‚Volksaufklärer‘ betätigten sich vor allem Personen, die wegen ihres Berufs häufig Kontakt zum ‚gemeinen Mann‘ besaßen. Das waren Ärzte, Beamte, Gutsbesitzer, Kaufleute, Buchhändler und Geistliche beider Konfessionen. Protestantische Landpfarrer wie Salzmann übernahmen eine ‚Vorreiterrolle‘ innerhalb der Bewegung.

Was waren die Ziele der Volksaufklärer?

Die Volksaufklärer hielten den Menschen für vernunftfähig. Mit der richtigen Hilfe könne er zur besten Version seiner selbst erzogen werden. Die Notwendigkeit für eine Erziehung der Menschen sahen die Intellektuellen in den prekären Lebensbedingungen der einfachen Bevölkerung ihrer Zeit. Bildung sollte aus den Menschen ein Volk von ordentlichen, fleißigen, sozial engagierten, mündigen und dem Staat gegenüber loyalen Persönlichkeiten formen. Damit reagierten die Aufklärer auch auf die sozialen Probleme in den Territorien des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation: revolutionäre Umstürze seien nicht von Nöten, Veränderungen müssten von den Herrschern ausgehen und die Bevölkerung dazu befähigen, im Rahmen der Herausforderungen ihres jeweiligen Standes vernünftig arbeiten und leben zu können. Sie sollten mit ihrem Stand zufrieden sein und keinen Anspruch auf politisches Mitspracherecht erheben, denn die Volksaufklärer waren von der Gottgewolltheit der Ständeordnung überzeugt.

Hatten die Volksaufklärer Erfolg?

Volksaufklärer wie Salzmann hatten den Anspruch, dem gesamten Volk Zugang zu Bildung zu ermöglichen. Es ist aber eine Tatsache, dass eine allgemeine Schulpflicht erst im 19. Jahrhundert eingeführt wurde und die Kinder einfacher Leute damals in der Regel als Analphabeten aufwuchsen. Geschichten wie „Carl von Carlsberg“ wurden daher vor allem von jungen Menschen aus dem Adel und dem Bürgertum gelesen. Die Schüler wurden angehalten, Leuten aus niederen Ständen aus den Büchern vorzulesen oder in der Öffentlichkeit davon zu erzählen. Auch warben die Volksaufklärer dafür, der Landbevölkerung und dem Gesinde das Lesen beibringen zu lassen. Dennoch ist nicht klar, wie viele Menschen von der aufklärerischen Literatur tatsächlich beeinflusst wurden.

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