Armut denken - Armut lenken

Drucke, Handschriften und Objekte erzählen aus der Frühen Neuzeit


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© UB Osnabrück (CKA S 1861 4168-641 2) | B. Mönkediek

Das Elend von unverheirateten, schwangeren Frauen

© BSB; P.o.germ. 1208-170; S. 198, urn:nbn:de:bvb:12-bsb10117875-8.

Blick ins Buch - Der 33. Brief aus C. G.Salzmanns „Carl von Carlsberg". © BSB; P.o.germ. 1208-170; S. 198–225, urn:nbn:de:bvb:12-bsb10117875-8.

‚Armut‘ ist für Salzmann mehr als der stereotype Bettler. Sie betrifft viele Menschen und hat viele Gesichter. Das Schicksal von Frauen hat er dabei besonders im Blick. Ihre sexuelle Schutzlosigkeit führe seiner Meinung nach in vielen Fällen zu ungewollten und unehelichen Schwangerschaften. Das war in der Frühen Neuzeit ein strafbares Verbrechen. Durch die Repressionen der Strafverfolgung und die soziale Ausgrenzung und Verachtung würden Salzmann zufolge die jungen Mütter zur Armut verdammt. Dies treibe sie in die Prostitution und bewege sie zur Vernachlässigung des Kindes bis hin zum Kindsmord. Damit würde das Problem der Armut nur verschärft statt gemildert. Salzmann kritisiert außerdem das fahrlässige Fehlverhalten der Männer, die die unschuldigen Frauen verführen würden und verglichen mit ihnen kaum Konsequenzen fürchten müssten.

Sein Romanheld Carl von Carlsberg berichtet seinem Mentor, dem Oberst von Brav, wie er mit einer solchen Situation konfrontiert wird. Am Rathaus des Dorfes Grünau begegnet er einer Gruppe junger Frauen. Sie sind unehelich schwanger geworden und werden deshalb öffentlich durch Peitschenschläge bestraft. Von dieser brutalen Strafe ist Carl von Carlsberg entsetzt.

Bevor die letzte Frau durch den Gerichtsdiener bestraft werden kann, geht Carl von Carlsberg dazwischen. Gegen eine Bestechungssumme lässt der Gerichtsdiener vorerst von ihr ab. Carl von Carlsberg konfrontiert daraufhin empört den Bürgermeister mit der unmenschlichen Behandlung der Frauen. Er ist offiziell für die Bestrafung verantwortlich. Zwischen den beiden entzündet sich ein heftiges Streitgespräch. Es stellt sich heraus, dass die Frauen nicht wegen des Verbrechens der Unzucht geschlagen wurden. Unter dieser brutalen Strafe müssen sie nur leiden, weil sie das Bußgeld für ihre uneheliche Schwangerschaft nicht bezahlen konnten. Am Ende bezahlt Carl von Carlsberg die Strafe der jungen Frau und muss noch eine Reihe an Gebühren entrichten. 

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Frühe Neuzeit: Ehe & Sexualität