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Umgang mit Armen im 18. Jahrhundert: Hermann Ernst Rumpel

© UB Osnabrück (851-912 1) | B. Mönkediek

Blick ins Buch - Hermann Ernst Rumpels Schrift „Über die Versorgung der Armen auf dem Lande“, 1791.

Quellenvorstellung

Im Jahr 1791 hielt der Juraprofessor Hermann Ernst Rumpel (1734–1794) in der Akademie der Wissenschaften Erfurt eine Vorlesung mit dem Titel „Über Versorgung der Armen auf dem Lande und Abstellung der Betteley“. Wie der Titel verdeutlicht, setzt sich der Autor dabei mit der Frage auseinander, wie die Versorgung der Armen auf dem Land stattfinden müsse, um diesen eine Lebensgrundlage zu verschaffen, die Armut zu lindern und daraus resultierend letztendlich die mit einer Krankheit verglichene Bettelei abzustellen.  In diesem Zusammenhang unterteilt Rumpel die Armen, indem er zwischen ‚Würdigen‘ und ‚Unwürdigen‘ unterscheidet und dann in verschiedene Kategorien wie beispielsweise Arbeitsunfähige, Alte, Verschwenderische, Arbeitsunwillige, Kinder, Vagabunden und weitere einordnet.

Quellenkritik

Bei der hier vorgestellten normativen  Schriftquelle handelt es sich um eine von Hermann Ernst Rumpel an der Akademie der Wissenschaften in Erfurt gehaltene Vorlesung. Dementsprechend liegt der schriftlichen Quelle eine mündlich gehaltene Vorlesung zugrunde, die jedoch nicht zwangsläufig mit dem schriftlichen Text deckungsgleich gewesen sein muss. Das durch die Vorlesung angesprochene Publikum war in erster Linie der oberen städtischen Bildungsschicht beziehungsweise dem Gelehrtentum zuzuordnen. Eine konkrete Beschreibung der Hörerschaft dieser Vorlesung ist anhand der Quelle zwar nicht möglich, jedoch kann durch den Wissenschaftskontext auf die zuvor angesprochene Zielgruppe geschlossen werden. Die eigentlich Betroffenen, nämlich die ländlichen Armen, wurden jedoch nicht angesprochen.


Darüber hinaus ist festzuhalten, dass die Vorlesung in der Spätaufklärung Ende des 18. Jahrhunderts gehalten wurde. Dies spiegelt sich unter anderem in den Lösungsansätzen für die Armutsbekämpfung wider. Während die Kirche zu Beginn der Frühen Neuzeit hauptverantwortlich für die Armenversorgung war, änderten sich durch aufklärerische Vorstellungen gegen Ende des Zeitalters die Motive für die Armenfürsorge, weshalb diese auch verstärkt von privater oder öffentlicher Seite übernommen wurde. So vertritt Rumpel die Ansicht, dass die Armenfürsorge in erster Linie durch die wohlhabende Landbevölkerung gewährleistet werden müsse und die Erziehung einen zentralen Aspekt der Armutsbekämpfung darstellen solle.

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