Armut denken - Armut lenken

Drucke, Handschriften und Objekte erzählen aus der Frühen Neuzeit


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Die Karte zeigt Standorte frühneuzeitlicher Armenhäuser in der Stadt Osnabrück. Daneben ein Epitaph zur Erinnerung an die Stifter Johann und Engelbert Monnicke. © OpenStreetMap / Pfarrei St. Johann Osnabrück.

Armenfürsorge im Osnabrück der Frühen Neuzeit

Das Epitaph der Brüder Monnicke

Verschiedene Arten von Armenfürsorge lassen sich im Falle Osnabrücks bis in das Mittelalter zurückverfolgen. Bereits Ende des 14. Jahrhunderts wurden beispielsweise Renten gestiftet, um daraus Kleidung und Nahrung für Bedürftige zu finanzieren. Auch die vermehrte Gründung von Armenhäusern, Hospitälern oder Gasthäusern, in denen Bedürftige Unterstützung erhielten, lässt sich schon für diese Zeit feststellen. Einrichtungen dieser Art sollten, wie in vielen anderen Städten auch, als Maßnahmen gegen das Elend der Pest- und Nachpestzeit dienen. Auch die Gilden und Ämter der Stadt nahmen durch das Einrichten von Armenhäusern oder Stiftungen, die primär für die Mitglieder der jeweiligen Zunft gedacht waren, bereits ab dem Mittelalter Einfluss auf das Armenwesen der Stadt. Außerdem unterstützten auch Adelsfamilien die Bedürftigen mit Zuwendungen, im Falle Osnabrücks sind dabei beispielsweise die Namen Ledebur oder von Pletteberg zu nennen.
Im Gegensatz zu anderen westfälischen und niedersächsischen Städten fielen der städtischen Armenfürsorge im spätmittelalterlichen Osnabrück vergleichsweise mehr finanzielle Mittel, beispielsweise aus Nachlässen, zu als der Kirche. Deren Rolle konzentrierte sich dementsprechend auf die geistliche Unterstützung der Bedürftigen, etwa durch das Stellen von Priestern für die verschiedenen Hospitalkirchen. Denn obwohl die Spenden, wie den dazugehörigen Urkunden zu entnehmen ist, häufig religiös motiviert waren, so gilt für Osnabrück, dass die Bürgerschaft und die Stadt äußerst bestrebt waren, monetäre Mittel möglichst selbst zu verwalten. Dieses Streben nach finanzieller Autonomie spiegelte sich darin wider, dass Bürger bei der Verwaltung von Stiftungen oft mit dem Stadtrat zusammenarbeiteten, sodass die Stiftungen nach deren Ableben häufig in die Hand des Rates übergingen. Eine Ausnahme bilden hier die niederadeligen Stiftungen, welche oft in Familienbesitz blieben. Obwohl es vereinzelt Stiftungen in Kooperation mit der Kirche gab, lag die Verwaltung der öffentlichen Armenfürsorge im Falle Osnabrücks somit mehrheitlich in städtischer Hand.

Beispielhaft für diese Entwicklung kann die Gründung des Armen- und Waisenhofes auf dem sogenannten Tecklenburger Hof an der Großen Gildewart (heutiges Haus der Jugend), welche 1620/21 durch den Osnabrücker Magistrat vorgenommen wurde, gesehen werden. Die Gründung dieses Hauses ist wohl auf die schwierigen Lebensbedingungen im Zuge des Dreißigjährigen Krieges (1618–1648) zurückzuführen und sollte dazu dienen, armen und gebrechlichen Personen Unterkunft zu bieten und diese zu versorgen. Einige Jahre später verzeichnete die Stadt so viele bettelnde Waisenkinder, dass sich der Magistrat dazu genötigt sah, den Armenhof zu einem Waisenhaus zu erweitern. 

Zunächst wurden die verschiedenen Stiftungen alle einzeln und individuell von der jeweils zuständigen Institution verwaltet. Erst 1810 nahm die Stadt Osnabrück, inspiriert von den Entwicklungen in der Armenfürsorge in Hamburg, eine Vereinheitlichung des Armenwesens vor.  Dazu wurde eine allgemeine, städtische Armenanstalt initiiert und eine nur für deren Verwaltung vorgesehene Armenkommission gegründet. Im Zuge dieser Umstrukturierung wurden auch die diversen Armenfonds zusammengelegt, um die Finanzierung zu optimieren – ein Prozess, der erst 1836 abgeschlossen wurde.

Rechts gelangen Sie zu einem Beispiel für private Armenfürsorge im Osnabrück des 16. Jahrhunderts: Dem Epitaph der Brüder Monnicke. Wenn Sie auf die untenstehende interaktive Karte klicken, können Sie sich einen Überblick über ausgewählte Orte der Armenfürsorge im Osnabrück der Frühen Neuzeit verschaffen. Jeder Ort ist mit einem aktuellen Foto versehen.

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