Armut denken - Armut lenken

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Sozialkritik Salzmanns

Chodowiecki, Daniel N.: Der pauvre honteux, 1783. © Herzog August Bibliothek, Uh 4° 47 (222), (CC BY-SA) https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/de/, bearbeitet: Bildränder zugeschnitten

Salzmann verwendet die in diesem Brief vorkommenden Charaktere, um Kritik an dem Sozialsystem der Zeit auszuüben. Er stellt aber auch Überlegungen an, was oder wer für das Übel der Menschen verantwortlich ist.
Hierfür sehen die Charaktere, stellvertretend für Salzmann, die Ursache in der bürgerlichen Verfassung der Gesellschaft.
Diese habe als letzten Zweck die Befriedigung der Leidenschaften einiger weniger. Hierzu werden andere Menschen ausgenutzt. Sowohl in kleinem Rahmen:
Der Wirth, bei dem diese Unglückliche diente, opferte vermuthlich alle Jahre ein oder zwey junge Mädchen auf, damit sein Haus für die Studierenden desto mehr Reiz haben möchte, und er seine Stuben um ein paar Thaler theurer vermiethen könnte.“ (S.184)
Als auch im Großen:
Um diese und jene Stadt volkreicher zu machen, setzt man gern etliche hundert Familien in Lagen, da sie zweifelhaft werden, ob sie sich hängen oder erschiessen sollen.“ (S.185)
Die Charaktere sind aber auch der Meinung, dass sich seit Anbeginn der Menschheit bereits viel verbessert habe. Zudem ist der Oberst von Brav ebenfalls überzeugt, dass sich das menschliche Elend letztendlich beseitigen lasse. Denn die Fehler lägen schließlich nur in der bürgerlichen Verfassung und nicht in der menschlichen Natur. Um das Leiden in der Welt abzuschaffen, fehle jedoch noch die gesellschaftliche Erfahrung und Einsicht. So will der Oberst von Brav dann das menschliche Leiden doch wenigstens lindern.