Armut denken - Armut lenken

Drucke, Handschriften und Objekte erzählen aus der Frühen Neuzeit


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Bevölkerungswachstum

Pieter van der Heyden, nach Pieter Brueghel (d. Ä.): Sommer, Blatt einer Folge von vier Jahreszeiten, 1570. © ETH-Bibliothek, Zürich, Graphische Sammlung/ D 1261 / Public Domain Mark 1.0.

Das Wachstum der Bevölkerung in der Frühen Neuzeit hatte direkte Auswirkungen auf die Lebenssituation der Menschen. Die Pestwelle in der Mitte des 14. Jahrhunderts hatte die Bevölkerungszahl stark einbrechen lassen, was sich noch zu Anfang des 16. Jahrhunderts spüren ließ. In den folgenden Jahrzehnten wandelte sich dieser Trend. Um 1500 lebten schätzungsweise neun Millionen Menschen im Alten Reich.
Nach stetigem Bevölkerungswachstum lag die Bevölkerungszahl im Jahr 1618 bereits bei ca. 17,1 Millionen Menschen. Bedingt durch den Dreißigjährigen Krieg (1618–1648) ließ sich ein drastischer Einbruch der Zahlen verzeichnen (1650: 10 Millionen) und es dauerte einige Jahre, bis sich das Bevölkerungsniveau wieder auf das der Vorkriegszeit erhöht hatte (1750: 17,5 Millionen). Zu einer Ursache für Armut wurde das Bevölkerungswachstum durch die sich entwickelnde Ressourcenknappheit. Die landwirtschaftlichen Produkte wuchsen nicht in derselben Geschwindigkeit wie die Anzahl der Menschen, die es zu versorgen galt. Dies hatte zur Folge, dass das Preisniveau der Lebensmittel anstieg. Technische Innovationen, die die Erträge der Bauern hätten bedeutend steigern können, ließen noch bis zum Ende des 18. Jahrhunderts auf sich warten. Die Preissteigerungen betrafen vor allem Lebensmittel wie Getreide, die die Nahrungsgrundlage der Unterschicht darstellten. Da trotz steigender Lebensmittelpreise die Löhne der Arbeiter gleich blieben, musste nun ein größerer Teil des Einkommens für die Grundversorgung ausgegeben werden. Diese zusätzliche Belastung bedeutete Armut für viele Menschen. Im Gegensatz dazu wirkte sich die langfristige Verknappung der Nahrung zum Vorteil für die großen Landeigentümer und Überschussproduzenten aus. Dies verstärkte die Einkommensunterschiede der Ober- und Unterschicht.

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