Armut denken - Armut lenken

Drucke, Handschriften und Objekte erzählen aus der Frühen Neuzeit


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Naturkatastrophen und klimatische Veränderungen

Naturkatastrophen wie Brände, Stürme oder Fluten richten zu allen Zeiten verheerende Schäden an. Im Gegensatz zur Frühen Neuzeit können wir uns heute durch Versicherungen absichern und im Notfall finanzielle Unterstützung oder Entschädigung erhalten. Diese Option, die sich auch heute nur ein kleiner Teil der Weltbevölkerung leisten kann, stand den Menschen in der Frühen Neuzeit nicht zur Verfügung. Naturkatastrophen jeglicher Art konnten die Existenzgrundlage der Menschen zerstören und zu Armut führen. In der Frühen Neuzeit ließ sich eine Veränderung des Klimas beobachten, die heute als Kleine Eiszeit bezeichnet wird. Diese klimatische Veränderung hatte große Auswirkungen auf das Leben der Menschen. Man sah sich in dieser Zeit mit lang anhaltenden Frostperioden im Winter und verregneten Sommern, vor allem zur Erntezeit, konfrontiert. Auch verheerende Unwetter kamen vermehrt vor. Die strengen Winter erschwerten das Leben der Menschen. Brennholz wurde zur Mangelware. Zusätzlich ruinierten verregnete Sommer die Ernten. Dies führte bei steigender Bevölkerungszahl zu Nahrungsknappheit und Teuerungen. Generell traten immer wieder extreme Wetterphänomene auf, die eine Bedrohung von Besitz und Existenz darstellten. Zwei solcher Naturkatastrophen werden im Folgenden genauer dargestellt. Es handelt sich dabei zum einen um den Großen Brand von London im Jahr 1666 und zum anderen um die Weihnachtsflut von 1717.

 

Der Große Brand von London 1666

Anonym: The Great Fire of London (1666), 1675 © Museum of London (Accession number: 57.54)

Das Jahr 1666 ging in die englischen Geschichtsbücher als das Jahr ein, in dem ein verheerendes Feuer in London mehr als 13.000 Häuser zerstörte und so mehr als 80.000 Menschen obdachlos machte. Nach einem trockenen und regenarmen Frühling und Sommer brach in der Nacht zum zweiten September ein Feuer in einer Londoner Bäckerei aus, welches sich, begünstigt durch die trockenen Dachstühle der Gebäude, erst Tage später unter Kontrolle bringen ließ. Auch wenn die Brandursache vermutlich auf menschliches Versagen zurückzuführen war, beschleunigten die extremen Wetterverhältnisse dieser Zeit die Verbreitung des Feuers.

 

 

 

 

Die Weihnachtsflut 1717

Anonym: „Abbildung der fast übernatürlich-hohen Wasserflut am H(eiligen) Christ-Tag 1717 und am 25. Hornung (= Februar) 1718“, aus: Adelsheim, Philomon: Neuer und Verbesserter Kriegs-(,) Mord- und Tod-(,) Jammer- und Noth-Calender, Nürnberg 1719. © Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek - Niedersächsische Landesbibliothek, Hannover (Signatur: F-A 80)

Im Jahr 1717 kam es an der südlichen Nordseeküste von den Niederlanden bis nach Schleswig-Holstein zu einer vernichtenden Sturmflut. Durch starke Sturmböen in der Nacht vom 24. auf den 25. Dezember brachen in  den betroffenen Gebieten die Deiche. Ohne Vorwarnung traf die Flut die Menschen im Schlaf. Als Folge der sogenannten Weihnachtsflut ertranken schätzungsweise 10.000 Menschen sowie unzählige Nutztiere. Auf die ohnehin schon dramatischen Lage der Menschen in diesen Gebieten folgte im Februar 1718 erneut eine Eisflut, die die Schäden an der schleswig-holsteinischen Nordseeküste noch verschlimmerte.

Die Lebenssituation der Menschen verschlechterte sich weiter. Die Landwirtschaft litt unter den Folgen der Flut, da sowohl viele Höfe als auch Ackerflächen zerstört worden waren. Es mangelte an Trinkwasser und Nahrung, da auch bereits eingelagerte Vorräte weggespült worden. Große Armut, Hunger und Elend waren Folgen der Flut.

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