Armut denken - Armut lenken

Drucke, Handschriften und Objekte erzählen aus der Frühen Neuzeit


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Trunksucht

Hogarth, William: Gin Lane, from the series „Beer Street and Gin Lane“, 1751. © Städel Museum, Frankfurt am Main (Objekt-Nr. 27700 D)

Die merklich steigende Zahl der Armen in der Frühen Neuzeit konnte von niemandem geleugnet werden. Als vorherrschende zeitgenössische Begründung wurden in Großbritannien wie auch in Deutschland die selbstverschuldeten Folgen moralischen Fehlverhaltens angeführt. Vor allem der übermäßige Genuss von Alkohol wurde immer wieder als Grund für Sittenverstöße und den Abrutsch in die Armut genannt. Laut Macfarlan:

„habe kein Laster […] eine so große Menge von geringen Handwerkern und Tagelöhnern zu Grunde gerichtet, keines mehr Familien ins Elend gestürzt.“ (S. 35)

Dies gilt vor allem für die Menschen aus den unteren Gesellschaftsschichten. Beinahe paradox scheint aber, dass die gesellschaftliche Ablehnung von Alkoholkonsum und Rauscherlebnissen zwischen dem 15. und 16. Jahrhundert drastisch zunahm, gleichzeitig aber der Alkoholgehalt der Getränke stieg. Als großes Problem stellte sich der Branntwein dar. Das wiederkehrende Anprangern des Alkohols als Ursache für unsittliches Verhalten und den moralischen Niedergang war Folge der veränderten gesellschaftlichen Normen. Trunkenheit galt von nun an als Zeichen für unbeherrschtes Verhalten und Kontrollverlust. Es widersprach dem Ideal eines eigenverantwortlichen und fleißigen Menschen.

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