Armut denken - Armut lenken

Drucke, Handschriften und Objekte erzählen aus der Frühen Neuzeit


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Armut in Folge von zu schwerer Arbeit

Callot, Jaques: Bettler mit Krücken und Hut in Rückansicht, Blatt 5 der Folge "Die Bettler", 1622/23. © ETH-Bibliothek, Zürich, Graphische Sammlung / D 1099.5 / Public Domain Mark 1.0.

John Macfarlan beobachtet, dass Krankheiten nicht nur durch Infektionen verursacht wurden. Er schreibt dazu:

"Eine noch größere Anzahl von Menschen finden wir, die [...] durch Krankheiten der einen oder anderen Art zu einem gleichen Zustande des Unvermögens, [...] und der Abhängigkeit [...] gebracht worden. Oft ist ihr Fleiß selbst die Ursache ihrer Krankheit, und [...] die Folge der Anstrengung oder der Gefahren, denen sie bey ihren Arbeiten unvermeidlich ausgesetzt waren." (S. 5)

Die Arbeitsbedingungen, unter denen die Menschen ihren Lebensunterhalt verdienen mussten, sind für uns heute kaum vorstellbar.

Aber die Menschen kannten es nicht anders. Der Historiker Robert Jütte schreibt dazu:

"In der Selbstwahrnehmung der Kranken spielte schwere körperliche Arbeit, die damals den Alltag der meisten Menschen prägte, im Ursachenspektrum für Krankheiten kaum eine Rolle. Körperlicher Überanstrengung wurde nur dann Bedeutung zugemessen, wenn sie für den Betreffenden ungewohnt war."

Unfälle und Krankheiten waren nicht die "Wirkung ihrer Torheit sondern die Folge der Anstrengung oder Gefahren, denen sie bei der Arbeit ausgesetzt waren", heißt es im Kommentar bei Christian Garve. Die Menschen selbst waren meist nicht in der Lage für diese Unwägbarkeiten des Lebens vorzusorgen. Die Frühe Neuzeit bot auch keine Absicherung gegen diese Gefahren und betroffene Menschen fielen im besten Fall in die Abhängigkeit ihrer Familien, im schlechtesten Fall waren sie zum Betteln verurteilt.

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